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Friedensbotschaft zum Hiroshima-Tag

Die untrige Friedensbotschaft wurde am 6.8. in Wien zum Hiroschima-Jahrestag verlesen und auf der Website der Organisatoren veröffentlicht.

Mir geht es u.a. auch darum, nachzudenken, wie sich die Menscheit zukünftiger Möglichkeiten beraubt, wenn sie sich durchs Töten bewußt und selbstverschuldet eventuellen Lösungen entzieht. Diesen Gedanken hatte ich erstmals in meinem Gedicht „Gebet der Kinder“ 1995 aufgegriffen und ich denke schon, dass wir darüber ernsthaft nachdenken müssen. Aber fundiert und allumfassend. Gerade auch im Sinne Grillparzers:

„…Und starrem Eisen einen Weg gebahnt / In ihren warmen Leib. – […]“

– und uns damit gar einen Weg genommen, der gegangen worden wäre, an der Wegkreuzung, auf dem richtgen Steig…

Wenn man sich den Film Oppenheimer angesehen hat, weiß man noch deutlicher: Gerade nach dem Film erst recht!

Friedensbotschaft

Hiroshima-Tag. 6.8.2023, Stephansplatz, Wien

Heute genügt schon ein rascher Blick, um das neuerliche Ausmaß der Vernichtung durch Kriege zu begreifen. Und doch: Es überrascht, es verschreckt und es lähmt, wenn man auf die Schlussfolgerungen, die gesellschaftlich gezogen werden, schaut.

Neben allen tragischen Folgen für Eltern, KiKinder, die Geliebten und Verwandten, neben allen gesundheitlichen Folgen, für Jene, die zu Invaliden und Krüppeln geschossen wurden und werden, schaut man fast ungläubig auf die bisher gebotenen Lösungsvorschläge.

Vergegenwärtigen wir uns, wieviel Tote es – nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – im 20. Jahrhundert gegeben hat:

„Es sind weltweit mindestens 60–65 Millionen Menschen nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kriege gestorben. Im 20. Jahrhundert starben circa 100–185 Millionen Menschen durch Kriege,“ lesen wir bei Wikipedia.

Auch die Liste der über 30 geführten Kriege im 21. Jahrhundert lässt uns mehr als nachdenklich zurück.

Zur Zeit sind, neben dem wohl größten zerstörerischen Krieg zwischen der Ukraine und Russland, weitere 26 bewaffnete Kriege zu verzeichnen und lässt uns taumeln, zumal uns die waffenproduzierenden Staaten wieder einmal vor Augen führen, wie sie aus Eisen Gold machen – man brauch sich nur die Börsenkurse ansehen, um abzulesen, wie ihre exponentiellen Umsatz- und Profitsteigerungen ausfallen.

Nachdem heute allenthalben wieder gerne über den Marxismus gesprochen wird, ohne den alten Philosophen aus Trier je kritisch gelesen zu haben, scheint es mir doch zweckmäßig zu sein, (im Zusammenhang mit den Waffenschmieden und den Kriegsmaterialien vertreibenden Staaten – wie Streubomben, Tellerminen u.a.), auf eine Anmerkung von Karl Marx hinzuweisen, die das „übermütige Kapital“ treffender nicht beschreiben könnte. Marx schreibt:

„Kapital“, sagt der Quarterly Reviewer,

flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.

MEW, Bd. 23, S. 788, in MEGA² II/6, S. 680/681

Nach dem Jahrhundert der Kriege, nach der Weiterführung dieser im 21. Jahrhundert, ist es wahrlich an der Zeit und angebracht, über Wege des Wiederstandes, zur Rettung des Friedens nachzudenken und wirksamere Maßnahmen zu ergreifen. Diese kann, ja muss, jeder Einzelne, jede Einzelne, für sich entscheiden und tun! Erst recht im Kriegsfall. Und auch schon vorbeugend – in undemokratischen Gesellschaften – will man das hereinbrechende Unheil zurückdrängen. Eine solcher Maßnahmen ist es zum Beispiel, in Armeen ernsthaft über aktive Ablehnung des Dienstes nachzudenken, wie Nir Avishai Cohen, Major in Mill, aktiver AGM-Offizier der Infanteriebrigade in Israel, am 27.7.2023 in den sozialen Medien, berichtet. Über seine getroffene Entscheidung, den Dienst in der israelischen Armee zu beenden, schreibt er: „Ich weigere mich, weiterhin in der IDF zu dienen, einer Armee eines nicht demokratischen Landes.“

Seine gesamte Stellungnahme auf Facebook.

Diese Haltung gilt es zu würdigen! Sie einzunehmen erfordert Mut. In Anbetracht des Zustandes in Israel, aber auch in der Welt, erst recht.

Diese Handlung zu setzen ist zutiefst demokratisch, und kann/sollte von allen aktiven Heeresangehörigen in so einer Situation eingenommen werden. Wenn diese Möglichkeit weltweit erkannt und von Vielen aktiv praktiziert wird, wirkt sie nicht nur kriegerischen Prozessen entgegen. Solches Verhalten fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt, da sie Duckmäusertum entgegenwirkt und das Bewusstsein für das friedliche Gemeinsame hebt, es belebt die Entwicklung des demokratischen Gefüges. 

Ebenso ist Desertation eine Form der Verteidigung der Demokratie. Das Recht zur Desertation muss als aktive Form des Wiederstandes anerkannt werden und darf nicht geahndet werden – schon gar nicht nach dem Kriegsrecht. 

Beide hier erwähnten Handlungen sind, in Zeiten, wie wir sie jetzt und heute durchleben – nämlich den zunehmend raschen Wandel von demokratischen zu undemokratischen Gesellschaften – Formen des aktiven Eingriffes zur Verteidigung der errungenen demokratischen Rechte. Sie fördern den Frieden, verhindern die Vernichtung von Menschenleben, bringen die Grundprinzipien von Achtung und Würde wieder ins Bewusstsein, befördern das friedliche Miteinander, schärfen die Bereitschaft, der Zurückdrängung der Menschenrechte entschlossen entgegenzutreten – inclusive des Rechtes des Gebrauchs der jeweiligen eigenen Sprache.

Wir sind an einer Wegkreuzung angelangt, um auf eine Formulierung von Václav Havel zurückzugreifen. Es zeichnet sich immer mehr ab, in welche Richtung es geht. Den zunehmend aggressiven Angriffen gegen die Errungenschaften der Demokratie ist jeder Einzelne, jede Einzelne von uns aufgerufen, dort, wo man lebt und wirkt, durch aktives Handeln, mutig zu begegnen.

Anhang

Organisatoren des Friedenstages

Pete Hämmerle (Internationaler Versöhnungsbund), Dr. Peter Jünnemann (Pax Christi Wien); Mag.a Gabriela Kaszay (Hiroshimagruppe), Claudia Krieglsteiner MSc (Wiener Friedensbewegung), Andreas Pecha (Österreichischer Friedensrat), Alois Reisenbichler (Wiener Friedensbewegung), Manfred Sauer (OMEGA-IPPNW Österreich), Helmut Swoboda (Wiener Friedensbewegung) 

Infos unter www.hiroshima.at

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