Grad heute, oder wars schon gestern, fragte mich ein Freund: Und, wie geht es dir? Hier, meine Antwort:
Du fragst, wies läuft? Da gibt es keine eindeutige Antwort. Einerseits versuchen wir aus der Kurz-Arbeit heraus im digitalen Bereich eine breite Interessenswirkung für die Bücher zu entwickeln. Wir haben gute Resonanzen, die aber im Buchhandel gefiltert ankommen. Im öffentlich rechtlichem Bereich würden wir uns eine systematischere Unterstützung, nicht nur eine punktuelle wünschen, aber das ist wohl aus zweierlei Dingen nicht möglich: einerseits hat der ORF, aber auch die Zeitungen, ihre Kultur auf Kurz-Arbeit geschickt, andererseits sind unsere Vorstellungen, was wie zu tun wäre grundsätzlich verschieden, denke ich. In vielen Bereichen beginnt die mediale Welt wieder die Hochkultur anzubeten und vergisst, woher der Hummus kommt. Eine dritte Ebene, die das Leben schwerer macht, als notwendig, ist, dass wir keine Signale erhalten, wann die Verlagsförderung – und in welcher Höhe – kommen wird. Hätte, in unserem Fall, Kärnten nicht rasch seine Fördersumme vorgezogen angewiesen, stünden wir heute ohne Liquidsmittel da. Unsere reichen noch bis zur zweiten Junihälfte, dann wirds eng. Von der Bank hören wir, trotz Nachfrage seit 7 Wochen nichts. Nichts, was die Vorfinanzierung der Kurz-Arbeit – durch Rahmenerhöhung – nichts, was einen Kredit anbelangt. Du stehst da, wie die Kuh vor einer Bibel.
Wir arbeiten sehr, sehr sparsam, betreuen einen Autor, der beim Bachmannbewerb auftreten wird, servisieren die Medien mit PDFs und Besprechungs-Exemplaren, vermitteln Interwievs, servisieren z.B. Radiostationen, die eine Sendung über 100 Jahre Volksabstimmung vorbereiten – nicht nur mit Büchern, auch mit Gesprächspartnern, die wir vermitteln. Wir machen wöchentlich ein Newsletter, der an tausende Abonnenten geht, haben zwei Kataloge gemacht, bereiten die Frankfurter Messe vor, obwohl auch die in letzter Minuten fallen kann; ich bin in den Vorarbeiten für zwei Geschmacks-Filme, obwohl auch hier der Realisierungsfaktor bei 1:2 – ja oder nein – steht, gebe 3 Bücher heraus: eines ediere ich ganz, schreibe beim Zweiten das Vor- u das Nachwort; wir versuchen soweit wie möglich, die Bücher lieferbar zu halten und unserer Programmatik, Literatur aus dem europäischen Osten weiterhin systematisch aufzulegen, nachzukommen, bringen in der Reihe Ultramarin gesellschaftlich vertiefende Essay, die wir zur Diskussion stellen, eröffnen Europa die Tore zur Emotionalität, mit Europa erlesen und dem Geschmack Europas, legen Grundsteine durch die Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens und weiten unseren Wirkungskreis in die Theaterwelt (Culinaite L’Evrope im Burgtgeater) und in den Tourismus aus (die von mir mitbegründeten Tage der Alpen-Adria Küche in Klagenfurt/Celovec – das 3. Mal im September).Wir sind Gesamtkulturell mit neuen Ideen präsent, gerade eben auch mit Vorschlägen an For Forest, wie man kukturell und künstletisch den Wald im Stadion langfristig wirken lassen könnte…Das ist alles mit Arbeit, Kreativität und angehäuftem Wissen, aus Jahrzehnten, zwar – immer wieder – zu machen, aber es ist Präkariatentum und findet nicht jene Anerkennung, die über den Rand des Bettelns und verzweifelten Bittens hinaus geht.
Schau dir nur die Zahlen der letzten 20 Jahre in den Bundesförderungen an – im Vergleich mit dem, was andere Verlage oft bei weniger Aktivitäten, bekommen.Ich frage mich: Gibt es da ein Gefälle – Wasserkopf Wien versus Steppe Provinz? Dieses Mießverhältnis kommt zu allem anderen dazu und verstärkt das Gefühl der ungleichen Behandlung. (Ja, ja, ich höre sie, die Sprüche: Juryentscheidung u.v.a.m).
So, jetzt hast du einen kleinen Einblick und einen Versuch meinerseits, einer unvollständigen Antwort auf deine Frage bekommen. So schauts aus und Corona machts es nur sicht- und schmerzhaft spürbarer!
Wie sagte es Maria Lassnig? „Mit der Kunst zusammen: da verkommt man nicht! Ohne Kunst verkommt man und ich besonders.“ Dem habe ich wahrlich nichts hinzuzufügen.