Was für eine schöne Ehre und Auszeichnung am Vortag zum 8. Mai!
Auch die EU-Kommission Wien nützt den vom Wieser Verlag erfundenen Namen „Europa erlesen“ für eigene Veranstaltungen.
Die 1997 im Wieser Verlag gegründete Reihe „Europa erlesen“ ist jetzt titelgebend für Lesungen, die die EU-Kommission in Wien im Zuge der Europa-Woche organisiert hat.
Ob es sich bis zur EU-Kommission in Wien durchgesprochen hat, dass in dieser Reihe bislang 230 Titel – zu Regionen und Städten faktisch aller Länder Europas und darüber hinaus – erschienen sind?
Wir werden es vielleicht gar nie erfahren …
In diesen Tagen der Selbstisolation führten mich die Gedanken zurück in die Zeit der Briefbomben und der Bewältigung der Angriffe auf den Verlag und mich als Person (1994–1997).
Angeschlagen suchte ich, allein geblieben, von vielen Weggefährten im Stich gelassen, verunglimpft und verleumdet, nach einem Ausweg aus der verfahrenen Situation.
Es geht ja noch immer um Literatur! – sprach ich mir Mut zu und ich war mir bewusst: Es wird ohne neue Wege, ohne zeitgemäße, moderne Mittel nicht gehen! Zeitgleich mit der Erfindung der Reihe „Europa erlesen“ bauten wir – mit neuen Verbündeten und neuen WegbegleiterInnen – auf die Anfang der Neunzigerjahre gemachten Erfahrungen mit dem Internet und begannen bewusst die neuen Möglichkeiten zu testen und zu entdecken.
Ich glaube, dass wir damit in der Buchbranche in Österreich unter den Pionieren waren. In der „Wayback Machine des Internet Archive“ kann man einen Blick auf die Fassung von 2000 werfen. Damals war Google noch neu, aber ich erinnere mich, wie sich allmählich „im Internet suchen“ zum schlichten „googeln“ wandelte und Google selbst zum Begriff wurde.
Wie schon erwähnt, arbeiteten wir im Verlag seit dem Frühjahr 1997 an der Idee einer neuen Reihe, die im Herbst auf der Frankfurter Buchmesse das „Licht der Welt“ erblickte und die nicht einzelne AutorInnen, sondern eine europäische Region, eine europäische Stadt literarisch in Augenschein nimmt. Wir gaben Europa Hoffnung!
Damit und – ich wage es zu behaupten – darum (!) ist uns auch gelungen, aus „Europa erlesen“ ein geflügeltes Wort und in Folge „Europa erlesen“ zur Wort-Bild-Marke zu machen. Zu einem Begriff, an dem auch so manche gut dotierte Kommission nicht vorbeikommt und sich bedient …
Wir und Sie, werte Leserschaft und geschätzter Buchhandel, wissen schon lange von der Bedeutung von Kultur und Literatur und dem Wert der Reihe „Europa erlesen“ und freuen uns sehr, nehmen aber den offensichtlichen und stillschweigenden „Unsichtbaren Orden“ (Erhard Busek, siehe unten) zum Anlass, an vielen weiteren Bänden der Reihe zu arbeiten.
„Gestern wurde bei dem Verlagsfest in der Diplomatischen Akademie dem Wieser Verlag der „Unsichtbare Orden“ (Erhard Busek in der Einbegleitung) für seine Verdienste um Integration und Verständigung durch Kultur und Literatur verliehen. Österreich und Europa braucht solche Verlage und Verleger, die mit langem Atem durch Beharrlichkeit alle Höhen und Tiefen zu durchschreiten fähig sind.“ (17.5.2017)
Stand am Anfang Voltaires Satz „Europa kennen, Europa erkennen“, haben wir diesen weiterentwickelt: Wir wussten, wir werden Europa nur erkennen, wenn wir EUROPA ERLESEN und es erhören!