Kategorien
Allgemein

Friedensbotschaft zum Hiroshima-Tag

Die untrige Friedensbotschaft wurde am 6.8. in Wien zum Hiroschima-Jahrestag verlesen und auf der Website der Organisatoren veröffentlicht.

Mir geht es u.a. auch darum, nachzudenken, wie sich die Menscheit zukünftiger Möglichkeiten beraubt, wenn sie sich durchs Töten bewußt und selbstverschuldet eventuellen Lösungen entzieht. Diesen Gedanken hatte ich erstmals in meinem Gedicht „Gebet der Kinder“ 1995 aufgegriffen und ich denke schon, dass wir darüber ernsthaft nachdenken müssen. Aber fundiert und allumfassend. Gerade auch im Sinne Grillparzers:

„…Und starrem Eisen einen Weg gebahnt / In ihren warmen Leib. – […]“

– und uns damit gar einen Weg genommen, der gegangen worden wäre, an der Wegkreuzung, auf dem richtgen Steig…

Wenn man sich den Film Oppenheimer angesehen hat, weiß man noch deutlicher: Gerade nach dem Film erst recht!

Friedensbotschaft

Hiroshima-Tag. 6.8.2023, Stephansplatz, Wien

Heute genügt schon ein rascher Blick, um das neuerliche Ausmaß der Vernichtung durch Kriege zu begreifen. Und doch: Es überrascht, es verschreckt und es lähmt, wenn man auf die Schlussfolgerungen, die gesellschaftlich gezogen werden, schaut.

Neben allen tragischen Folgen für Eltern, KiKinder, die Geliebten und Verwandten, neben allen gesundheitlichen Folgen, für Jene, die zu Invaliden und Krüppeln geschossen wurden und werden, schaut man fast ungläubig auf die bisher gebotenen Lösungsvorschläge.

Vergegenwärtigen wir uns, wieviel Tote es – nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – im 20. Jahrhundert gegeben hat:

„Es sind weltweit mindestens 60–65 Millionen Menschen nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kriege gestorben. Im 20. Jahrhundert starben circa 100–185 Millionen Menschen durch Kriege,“ lesen wir bei Wikipedia.

Auch die Liste der über 30 geführten Kriege im 21. Jahrhundert lässt uns mehr als nachdenklich zurück.

Zur Zeit sind, neben dem wohl größten zerstörerischen Krieg zwischen der Ukraine und Russland, weitere 26 bewaffnete Kriege zu verzeichnen und lässt uns taumeln, zumal uns die waffenproduzierenden Staaten wieder einmal vor Augen führen, wie sie aus Eisen Gold machen – man brauch sich nur die Börsenkurse ansehen, um abzulesen, wie ihre exponentiellen Umsatz- und Profitsteigerungen ausfallen.

Nachdem heute allenthalben wieder gerne über den Marxismus gesprochen wird, ohne den alten Philosophen aus Trier je kritisch gelesen zu haben, scheint es mir doch zweckmäßig zu sein, (im Zusammenhang mit den Waffenschmieden und den Kriegsmaterialien vertreibenden Staaten – wie Streubomben, Tellerminen u.a.), auf eine Anmerkung von Karl Marx hinzuweisen, die das „übermütige Kapital“ treffender nicht beschreiben könnte. Marx schreibt:

„Kapital“, sagt der Quarterly Reviewer,

flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.

MEW, Bd. 23, S. 788, in MEGA² II/6, S. 680/681

Nach dem Jahrhundert der Kriege, nach der Weiterführung dieser im 21. Jahrhundert, ist es wahrlich an der Zeit und angebracht, über Wege des Wiederstandes, zur Rettung des Friedens nachzudenken und wirksamere Maßnahmen zu ergreifen. Diese kann, ja muss, jeder Einzelne, jede Einzelne, für sich entscheiden und tun! Erst recht im Kriegsfall. Und auch schon vorbeugend – in undemokratischen Gesellschaften – will man das hereinbrechende Unheil zurückdrängen. Eine solcher Maßnahmen ist es zum Beispiel, in Armeen ernsthaft über aktive Ablehnung des Dienstes nachzudenken, wie Nir Avishai Cohen, Major in Mill, aktiver AGM-Offizier der Infanteriebrigade in Israel, am 27.7.2023 in den sozialen Medien, berichtet. Über seine getroffene Entscheidung, den Dienst in der israelischen Armee zu beenden, schreibt er: „Ich weigere mich, weiterhin in der IDF zu dienen, einer Armee eines nicht demokratischen Landes.“

Seine gesamte Stellungnahme auf Facebook.

Diese Haltung gilt es zu würdigen! Sie einzunehmen erfordert Mut. In Anbetracht des Zustandes in Israel, aber auch in der Welt, erst recht.

Diese Handlung zu setzen ist zutiefst demokratisch, und kann/sollte von allen aktiven Heeresangehörigen in so einer Situation eingenommen werden. Wenn diese Möglichkeit weltweit erkannt und von Vielen aktiv praktiziert wird, wirkt sie nicht nur kriegerischen Prozessen entgegen. Solches Verhalten fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt, da sie Duckmäusertum entgegenwirkt und das Bewusstsein für das friedliche Gemeinsame hebt, es belebt die Entwicklung des demokratischen Gefüges. 

Ebenso ist Desertation eine Form der Verteidigung der Demokratie. Das Recht zur Desertation muss als aktive Form des Wiederstandes anerkannt werden und darf nicht geahndet werden – schon gar nicht nach dem Kriegsrecht. 

Beide hier erwähnten Handlungen sind, in Zeiten, wie wir sie jetzt und heute durchleben – nämlich den zunehmend raschen Wandel von demokratischen zu undemokratischen Gesellschaften – Formen des aktiven Eingriffes zur Verteidigung der errungenen demokratischen Rechte. Sie fördern den Frieden, verhindern die Vernichtung von Menschenleben, bringen die Grundprinzipien von Achtung und Würde wieder ins Bewusstsein, befördern das friedliche Miteinander, schärfen die Bereitschaft, der Zurückdrängung der Menschenrechte entschlossen entgegenzutreten – inclusive des Rechtes des Gebrauchs der jeweiligen eigenen Sprache.

Wir sind an einer Wegkreuzung angelangt, um auf eine Formulierung von Václav Havel zurückzugreifen. Es zeichnet sich immer mehr ab, in welche Richtung es geht. Den zunehmend aggressiven Angriffen gegen die Errungenschaften der Demokratie ist jeder Einzelne, jede Einzelne von uns aufgerufen, dort, wo man lebt und wirkt, durch aktives Handeln, mutig zu begegnen.

Anhang

Organisatoren des Friedenstages

Pete Hämmerle (Internationaler Versöhnungsbund), Dr. Peter Jünnemann (Pax Christi Wien); Mag.a Gabriela Kaszay (Hiroshimagruppe), Claudia Krieglsteiner MSc (Wiener Friedensbewegung), Andreas Pecha (Österreichischer Friedensrat), Alois Reisenbichler (Wiener Friedensbewegung), Manfred Sauer (OMEGA-IPPNW Österreich), Helmut Swoboda (Wiener Friedensbewegung) 

Infos unter www.hiroshima.at

Kategorien
Ein Gedicht geht um die Welt

hie u dert

hie u dert
hie sunnä / dert bombä
hie fridä / dert tränä
hie zuekunft / dert gruse
wo ga mer hi?

(Christina Zurbrügg, Wien; Schwyzerdütsch, weitere Version)

Kategorien
Allgemein

Eine neue Friedensbewegung täte wahrlich gut.

Mit Tilman Reuther von der Alpen-Adria Universität Klagenfurt/Celovec, der auch u.a. 20 Jahre lang der Beauftragte der Universtät zu ukrainischen Institutionen in Chakriw u.a. war, entspannte sich heute eine intensive Polemik, anhand der Frage, ob man die russische Sprache boykotieren soll, da sie über Jahrzehnte Kriegsvorbereitend gewirkt hätte, wie es die stellvertretende PEN Vorsitzende Sabuschko in der NZZ formulierte.

Tilman Reuther schrieb: “ Hast Du, lieber Lojze, den Artikel von Sabuschko überhaupt gelesen? Wenn ja, würdest Du erkennen, dass der Freiburger Slawistik nur seine eigenen privilegierte Bücherregale retten will und Sabuschko manipulativ referiert.“

Meine Antwort: „Und ob ich ihn gelesen habe! Auch den Aufruf des ukrainischen PENs zum Boykott der russischen Sprache, oder glaubst Du, ich teile blind, nach Bauchgefühl? Schau in meinen Blog auf www.lojzewieser.net,  du wirst genügend Stoff zum Nachdenken finden u vergiss nicht: Der gesellschaftliche Riss geht nicht –  Sprache gegen Sprache,  – es geht um Demokratie und Reaktion quer durch. Du teilst doch auch die Meinung, dass der großartige Beitrag der russisch schreibenden ukrainischen Autorinnen und Autorinnen hohe literarische Kunst ist. Charsonskys Familienarchiv zum Beispiel. Und was eure Slawistik-Interna angeht, na ja. Jedenfalls gehts um mehr… https://www.wieser-verlag.com/buch/familienarchiv-wtb/

Tilman weiter: „Lojze Wieser Danke für den Hinweis auf Deinen Blog. Was aber sollte das unkommentierte Teilen der Antwort auf Sabuschko? Und was soll die herablassende Unterstellung, es gehe mir um „Slawistik-Interna“, während Du den Weitblick pflegst“

Darauf antwortete ich: „Tilmann Reuther Ach sei nicht angerührt, deine Wortwahl ist ja grad nicht so… eher John Waynartig.
Aber: Sprache! In Deutsch wurde der Faschismus gepredigt, auf Latein von Päpsten Bullen gg das Slawische verfasst; In Englisch, Holländisch u Französisch die Ausrottung der Innus in Kanada und der Innuits in Amerka befohlen…um nur einige der Wenigen Schandtaten im Namen der Macht zu benennen. Mißbraucht wird die Sprache.
Soll ich mich deswegen meinen Sprachen um Frieden und Demokratie und Verständigung entsagen oder Verbindungen über nationale, nationalistische und chauvinistische Hürden hinweg suchen und festigen?“

Tilmann Reuther versuchte meine Argumente zu entkräften: „

Lojze Wieser „Die „Debatte“ über Tolstoj“ – „die „Zukunft“ der „Menschheit““ – „die „Erlangung“ des Friedens“ – ehrlich gesagt, ich brauche eine WG für 2 – 5 Studierende aus Charkiv, die mit Erlaubnis ihrer Stellungskommissionen gerade in Klagenfurt angekommen sind bzw. dennächst noch kommen. Erasmus+-Programm, das vom Kriegsrecht ausgenommen wurde.
Möglichst nahe an der Uni, VB für Miete pro Person 150 Euro, möglichst kautionsfrei, möbliert und nicht im sommerheißen Dachboden. Bezug sofort. Bin gespannt wer den schönen Friedensgedichten Taten folgen lässt.“

Das veranlasste mich, etwas grundsätzlicher zu werden. Deswegen habe ich diese Überlegungen zusammen geschrieben, die ich gerne zur Diskussion stelle, geht es doch um eine zentrale Fragestellung, wenn wir an den Aufbau einer notwendigen und neuen Friedensbewegung herangehen wollen und der Vernichtung der Menscheit – durch bisher nicht, oder aufgrund gescheiterter Schritte – bisher nicht gegangen sind. Und: Auch wenn es nur Fragmente sind – Es ist höchste Zeit!

Nun, neuerlich, lieber Tilmann, bedienst du dich eines Taschenspielertricks. Handeln und denken an eine möglichst lange Friedenszeit, lassen sich verknüpfen, wie die nach dem 2. WK knapp 50 Jahre kriegsloser Zeit in Europa in erster Linie der Blockfreienbewegung von Tito, Ghandi, Nehru…- zuzuschreiben und verdanken ist. Allein daraus könnte man f die heutige Zeit genügend erprobte Vorgangsweisen ableiten, wenn man nur möchte.

Als vor 30 Jahren der blutige Zerstörungsprozess Jugoslawiens begann,  gab es noch keine so gut organisierte Hilfe für Menschen, die zur Flucht gezwungen waren. Der Wieser Verlag hat in diesen u folgenden Jahren für gut ein Dutzend Schriftstellerfamilien nicht nur Unterkünfte, auch Stipendien, Aufenthaltsgenehmigungen, Pässe, Arbeit u v.a mehr organisiert. Ich als Verleger bin fast zwei Jahre ausschließlich für die Menschen da gewesen, Tag und Nacht, ohne staatlicher Unterstützung wohlgemerkt,  bis die Briefbomben, Briefbombenatrappen, Morddrohungen und Anklagen meine Arbeit gestoppt haben und mir in Folge vorgeworfen wurde, ich könme nicht „wirtschaften“. In dieser Zeit haben wir 16 Bücher auf Bosnisch in der Bosnischen Bibliothek herausgebracht, zahllose Übersetzungen von Bogdanović, Velikić, Karahasan und Anderen verlegt und sie international bekannt gemacht. Und, wir haben an eine Zukunft nach dem Krieg nachgedacht, indem wir die Fundamente zur Wieser Enzyklopädie des europäischen Istens (WEEO) legten.

Als der Krieg nach 30 Jahren wieder vor der Tür stand, deutlicher, lauter, chauvinistischer als je zuvor, hatte ich das Gefühl eines Dejavues: gleiche Fragen, selbe Ahnungslosigkeit bei den Medien und ähnliche dummdreiste Kommentare.

Wir, in den Verlagen Drava und Wieser,  haben uns nichts vorzuwerfen: Wir haben systematische an der europäischen Literaturlandkarte gearbeitet, auch die blinden Flecken des Ukrainischen, des Russischen, der Schrift Cyrilica und der Geschichte der Sprachen haben wir gewürdigt (im Gegensatz zu so manchem universitäten Institut quer durch Europa), wir haben dann die Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens (WEEO) begründet, ein Sprachenlexikon ganz Europas – des europäischen Ostens und des europäischen Westens verfassen lassen und es allen Politiker:innen, Studierten, Neugierigen und Wissenden vorgelegt, damit sie klüger würden…

Wir haben bei Drava und Wieser in diesen knapp vier Jahrzehnten 400 slowenische Werke übersetzt, samt Sekundärliteratur, nachdem ich 1980 staunend erkennen musste, dass kein einziges – ha, du hörst recht: KEIN EINIGES slowenisches Buch in Kärnten auf Deutsch vorliegt und haben damit – und mit der Initiative für zweisprachige Ortstafeln 2006 mit „proKärnten/zaKoroško – die Fundamente gegraben, auf denen der Konsens in Politik und Gruppen erst möglich wurden. 

Wir haben hier gehandelt, wir haben das Land (mit)verändert und (mit)geprägt und wir haben nicht gewartet. Zu keinem Zeitpunkt. Wir haben getan! Wie? Indem wir um Geld gelaufen sind, indem mein bei Versicherungen verdientes Geld zur Finanzierung einfloss, und und und… Und: es hat oft nicht gereicht. (Wie haben sich da einige deiner Kollegen den Mund über mich sabbrig geredet…. aber, dass ist eine andere Geschichte und bedarf auch einmal einer entschuldigenden Klärung)

Und daher ziehe ich, lieber Tillmann, nach über 40 Jahren das Resume: In der schlimmsten Scheiße musst du den Kopf aus dem Dreck strecken und an die Gestaltung der Zukunft gehen! 

Und: Lass endlich die verbrauchten und verdorbenen Heilslosungen vergangener Jahrhunderte dort, wo sie hingehören – in der Mottenkiste. Neues zu Denken wagen, das benötigen wir. Fern von Nationalismen, Chauvinismen, Nationalstaaten mit Zwangsassimilation (siehe Ukraine heut: Boykott der russischen Sprache generell, auf der ganzen Welt! Wo sind wir? Allein 15.000 Kriegsgegner sitzen in Russland in den Gefängnissen, 150.000 Menschen waren gezwungen in die Emigtation zu gehen, darunter die 79jährige Menschenrechtsaktovistin Irina Scherbakowa und die Autorin Alissa Ganijewa. [Siehe: Norbert Schreiber https://www.wieser-verlag.com/buch/anna-politkowskaja-cronik-eines-angekuendigten-mordes/ https://www.wieser-verlag.com/buch/der-kaukasische-teufelskreis/ https://www.wieser-verlag.com/buch/verletzte-gefuehle/ ]

In Jugoslawien vor 30 Jahren haben derartig gefährliche Losungen noch bis zu zwei Jahren gebraucht, bis sie Spruchreif wurden und ihr Unheil begannen. Es wirkt bis heute. In der Ukraine hat der Chauvinismus nach der ersten Woche Krieg voll durchgeschlagen. Das geht auch nur, wenn er allerorts, auch im Westen, auf fruchtbaren Boden fällt. (Hören wir hier gar wieder das Echo des Völkerbundes, während u nach dem 1. WK, mit seiner ethnischen Säuberungspolitik, nicht nur den Armeniern, Griechen, Türken gegenüber, und sehen wir nicht Stalin, die Krimtataren nach Sibieren in den Tod schicken? Assimilation, wo die nicht geht, Vernichtung von Kultur und von Sprache.

Ist es so schwer, einige historische Verbindungslinien zu ziehen? 

Heute hörte ich im slowenischen Radio eine unwahrscheinlich spannende, fast mutigmachende Diskussion von Juristen, Richtern, Staatsanwälten, Amnasty International u a. die darüber berichteten, dass die europäische juridische Maschinerie zur Sammlung der begangenen Kriegsverbrechen in der Ukraine voll angelaufen sei. Sie hätten derartiges noch nicht erlebt. Es wird gesammelt, dokumentiert, gesichtet… Das einzige Hindernis, an dem diese wertvolle Dokumentation scheitern könnte ist, dass die den europäischen Vertrag zu Kriegsverbrechen und den Römischen Vertrag als Erweiterung (diese Verträge haben eine klare Überschrift, ich hab sie mir nicht gemerkt, aber jeder weiß, worum es geht)  unterschriebenen Staaten deren Arbeit nicht oder nur schleppend finanzieren. 

Halten wir fest: Das sind doch jene Staaten (der EU u außerhalb), die in Milliardenhöhe die Waffenlieferungen in die Ukraine finanzieren, aber zugleich die Aufklärung der Verbrechen an der Menschlichkeit durch verzögerte Zahlung behindern oder durch Nichtzahlung sabotieren, indem sie die selbst gemeinschaftlich beschlossene Aufklärungsarbeit mangels Finanzbagatellen – im Vergleich zu Waffenlieferungen – ausdursten lassen!  Wie nennt man sowas? Internationale des Machterhaltes? Wie meinte heute Stoltenberg? Nicht alles im Interesse des Profites tun. Also, was sagt uns das?

Publikationen zur ukrainischen und über die ukrainische Literatur, sowie zur russischen und über die russische Literatur in den Verlagen Wieser und Drava sind hier im Überblick. Bitte um zahlreiche Lesung und Verbreitung. Hoffnung können wir nur vom Buch, und nicht vom Krieg, erwarten.

Das Neueste aus den Verlagen.
Najnovejše iz založb.

https://mailchi.mp/8c37b26e34c6/8721098-14975049?e=58db9a8506

Kategorien
Allgemein

Tito starb vor 42 Jahren. Was hat das mit der heutigen Situation und dem Krieg in der Ukraine zu tun?

Heute vor 42 Jahren starb Tito.
Ein Freund fragte, wie ich Tito heute beurteile. Hier meine kurze Antwort in Schlagworten.

Einige Kriterien bei der Burteilung von Tito aus heutiger Sicht und was wir daraus für die heutige Situation, mit Krieg in der Ukraine und der umsichgreifenden Ratlosigkeit für Rückschlüsse ziehen sollten.

1. Tito gelang die Einigung der vom Nationalismus zerfressenen jugoslawischen Gesellschaft in der SHS Monarchie auf der Basis der Gleichberechtigung der Kulturen, Sprachen und Religionen, auf deren Grundlage der antifaschistische Partisanenkampf erfolgreich war;

2. Besiegung des Faschismus und Beginn der Veränderung des Landes, zuerst auf stalinistischer Basis (Goli otok), danach das Experiment der Selbstverwaltung, dass letztendlich an der Bürokratie, Gier u Korruption des Apparstes scheitert;

3. Das Ausbrechen aus der sowjetischen Umklammerung und die Gründung der Blockfreiheit, der Versuch der Überwindung des Ideologischen, das in sich zahllose bis heute nicht aufgearbeitete Ansätze zur neuen Weltwirtschaftsordnung trägt, um den Antagonismus zw. Reich und Arm, zwischen herrschender und beherrschter Nation, Sprache, Kultur, Schaffung von Minderheiten durch das Nationalstaatlichkeitsprinzip u.v.a.m und die Durchsetzung von Würde, Achtung, Menschenrechte, trägt;

4. Das Festschreiben der Maxime, das alle Sprachen u Kulturen gleichviel Wert sind und deren Gleichheit, unabhängig von Größe und Territorium zu achten ist u das das Bewusstsein für eigenständige kulturelle und sprachliche Gleichheit nicht vom Staatsterritorium, vielmehr von den demokratischen Strukturen im demokratischen Gefüge abhängt.

Einschub: (Ob sie in einem geeinten Territorium – oder nicht – leben und dazu über Jarhrzente gezwungen werden – Völkerbund, aufoktruierte Staatsprache, ethnische Säuberungen und großflächige Verschiebungen pflastern die politische Realität des 20. Jahrhunderts – hat sich längst als ideologisches Werkzeug diskreditiert, die diese These zur systematischen Assimilation anwandten – und bis heute ihre unreflektierten Anhänger findet, wie wir an den Äußerungen von Peter Weibl ersehen können, laut dem, wie der Standard schreibt, „die ukrainische Nationenbildung noch nicht gelungen sei“. Weibl wird dann folgendermaßen zitiert: „Dazu gehören die Etablierung gemeinsamer kultureller Standards und vor allem eine einheitliche Sprache und die Integration verschiedener Teile der Bevölkerung“. (Der Standard, 4 5.2022) Damit befindet sich dieser Herr in guter Gesellschaft mit allen Assimilanten der Geschichte und fällt sogar hinter den österreichischen Staatsvertrag von 1955 zurück, indem neben dem österreichischen Deutsch auch Slowenisch, Kroatisch, Ungarisch, Tschechich u Slowakisch, Rom und seit Kurzem auch Jänisch zu gleichberrechtigten Sprachen des Landes festgeschrieben sind und die Demokraten des Landes Jahrzehnte brauchten, um dies einigermaßen durchzusetzen.
Gibt heute die historisch falsche Annahme „die ukrainische Nationenbildung“ sei „noch nicht gelungen“, weil die Ukraine keine „einheitlichen Sprache“ haben jeglichem Agressor auf der Welt das Recht, ein Land zu okkupieren und zu bombadieren, wie sich einst die Nazis das Recht nahmen, das Land Kärnten „Deutsch zu machen“? )

Nach diesem notwendigen aktuellem Einschub, kehren wir zur Ausgangsbetrachtung zurück:


Auch wenn Vieles in Jugoslawien in der möglicherweise hoffnungsfrohen Form angedacht und wohl auch z.T. umzusetzen begonnen wurde, es ist am nachfolgendem Nationalismus gescheitert – und hier wären, beginnend mit den Siebzigerjahren die 1972 u 1974 ergriffenen Maßnahmen zu nennen und zu untersuchen (bekannt als Tito-Briefe gegen die kroatischen uns slowenischen ‚Abweichler‘), bis zu erbitterten Kampf im ZK des Bundes der Kommunisten vor dem Zerfall Jugoslawiens und der Machtübernahme verschiedener nationalistischen Strömungen (Serbien: Milošević, Kroatien Tuđman) mit den verzweifelten Gegenbewegungen (Makedonien, BiH, z.T. Slowenien) und verbunden mit kriminellen Aktionen, bis hin zur Ermordung von Kontrahenten.

Und doch kann man – in der Hoffnung, dass es einer historischen und wissenschaftlichen Prüfung unterzogen wird und in der Erfahrungsgeschichte eingeordnet wird – festhalten:

Ohne der antifaschistischen Einheitsfront wäre der Faschismus nicht besiegt worden;

Ohne der Blockfreienbewegung wäre die Dritte Welt zw den Supermächten USA und der SU zerrieben worden;

Ohne der Postulierung der sprachlichen und kulturellen Gleichheit jeder einzelnen sprachlichen Besonderheit würden wir heute noch mehr anstehen, als wir es tun, weil wir uns der gemachten Erfahrungen zu bedienen erst wieder besinnen müssen.

Jedenfalls würden sie uns Europäern in der Beurteilung der Vorgangsweise beim Ukrainekrieg mehr als hilfreich sein und sie könnten uns bei der notwendigen Festlegung, wie den 3. Weltkrieg abwehren, ohne zu Appologeten von irgendeiner der die Welt beherrschenwollenden Großmächte Russland, USA und China zu werden, nützen oder zu Wiederkäuern von längst überholten ethnischen Reinheitsprinzipien zu werden, wie sie scheinbar gerade wieder aus der Mottenkiste der Geschichte herausgesucht werden.
Europa hat, wenn es sich dessen nur besinnt, mehr zu bieten, als dieses derzeitige jämmerliche Bild der Verstörtheit und Anbiederung und intelektuellen Ahnungslosigkeit, zumal sich die einzelnen großglaubenden europäischen Staaten, ob Frankreich, GB oder Deutschland, untereinander mehr Mißtrauen als Trauen und noch der Verlockung unterliegen, mit geschwellter Brust und, die Gunst der Stunde nutzend, das Fingerspiel der Aufrüstung zu demonstrieren, wohl wissend, dass das bei weitem nicht reichen wird, zur vierten Großmacht zu werden.

Da wäre es schon besser, seine Energie auf die gemachten positiven Erfahrungen zu richten – die alle gegen die verurteilenswürdigen kolonialen und imperialen Rollen europäischer Staaten erkämpft wurden. Es mögen die wenigen Hinweise an dieser Stelle genügen: Hollands, Portugals und Vatikans Rolle bei der Ermordung der indigene Völker, Deutschlands Rolle in Afrika im 19. Jahrhundert, bis hin zur industriellen faschistischen Ausrottung und systematischen Vertreibung im 20. Jahrhundert.

Europa kann mehr. Es hat sich die Prinzipien der Demokratie, der Achtung und Würde, der Menschenrechte, der Blockfreiheit und der sprachlichen und kulturellen Gleichheit blutig erkämpf. Es hat begonnen, die Assimilation und Nationwerdung als Allheilmittel hinter sich zu lassen.

Europa hat die Erfahrungen zur Beilegung von die Menscheit zerstörenden Konflikten in sich kulminiert. Es ist Zeit, sie zu aktivieren.

Kategorien
Ein Gedicht geht um die Welt

Dao und Doscht

Dao und Doscht
Dao d Sunn / Doscht Bombm
Dao Frien / Doscht Rean
Dao a Bleim ? / Doscht koa Seii !
Wo gemma hi?

(Ins Pongauerisch/Unterpinzauerische von Theresia Oblasser)

Kategorien
Allgemein

Für eine neue Friedensbewegung und Friedenspolitik

In diesen Zeiten der zunehmenden Kriegsbegeisterung über andere Friedenskonzepte nachzudenken, nach langen Phasen der Orientierungslosigkeit und Konzeptverweigerungen, ist fast ein auswegsloses Unterfangen. Nach Wegen des Friedens zu suchen, ohne zugleich einen Kotau vor den Agressorren, Kriegstreibern und -gewinnlern in der beginnenden geopolitischen Neuaufteilung der Welt zu machen, verlangt mehr als laienhaftes und hilfloses politisches Handwerkszeug. Es setzt nüchternes und strategisches Denken im Interesse des Friedens für die ganze Welt voraus.

Fast alle sehen derzeit als einzige Erfüllung die Aufrüstung, mit der sie dem heutigen Graus entgegen treten. Aber, was geschehen wäre,  hätte man 100 Milliarden, die Deutschland in die Aufrüstung steckt, oder Österreich mit seinen 10 Milliarden, was wäre, wenn man in den vergangenen drei Jahrzehnten, seit dem Kriegsbeginn in Jugoslawien, in die Hand genommen hätte und in eine europäische  Austauschbibliothek und in eine kulturelle europäische Aussenpolitik der Sprachen und Kulturen investiert hätte? Was wäre, wenn man es parallel heute, jetzt und hier noch immer wagen würde und damit den bisherigen erstmaligen Versuch unternehmen würde, die Kultur als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln allen bisherigen gescheiterten ‚Kriegsantworten“ in der Geschichte entgegen stellen würde? Allein schon, um es nicht unversucht zu lassen und die Hoffnung nach einer friedlichen Welt doch noch aufleben zu lassen.

Eine neue Friedensbewegung und -politik, die einhergeht mit einer neuen, sozial ausgerichteten Weltwirtschaftsordnung, die sich dem derzeitigen Antagonismus widersetzt, auf den die beherrschenden Weltmächte Russland, China und USA hinsteuern – die abzielt auf die Begradigung der Einflusssphären – auf dem Rücken der Ukraine und letztendlich Europas. 

Europa glaubt noch immer, einzelne nationale Egoismen bedienen zu können und wagt garnicht, darüber nachzudenken, dass es als Erfinder der Demokratie und der Menschenrechte einen dritten oder vierten Weg entwickeln und vorlegen könnte, fern von den überkommenen und vermotteten Konzepten des Dogmas der Nationalstaatlichkeit, die als Folge immer neue Minderheiten produziert, die dann wiederum zum Argument werden, warum man territoriale Begradigungen militärisch umsetzen muss. Der Beispiele gibt es in den zurückliegenden Jahrhunderten zur Genüge.

Allein der Blick auf die vergessenen Versuche und abgeschobenen Erfahrungen der Blockfreienbewegung der einstigen Dritten Welt, die den damaligen Supermächten deutliche Kopfzerbrechen gebracht hatte und ihre Pläne oft genug durchkreuzte, könnte dabei genauso von Nutzen sein, wie der Wille, der Vernichtung von Ländern und Städten, dem Tod von Soldaten und von Zivilisten, der gezielten Vertreibung und dem Hass die – zwar auf zittrigen Beinen stehenden, aber existierenden – zivilisatorischen Errungenschaften entgegen zu stellen. Sie sind grenzenlos.

Kategorien
Ein Gedicht geht um die Welt

Då und döt

Då Sunna / döt Bomba
Då Frieada / döt Bläka
Då s‘Morga? / döt s’Grusa!
Wo ahne gommir?

(Dorabirarisch/ Hatlerdorf/ Vorarelberg von Bettina Schimak)

Kategorien
Ein Gedicht geht um die Welt

এখানে-ওখানে

এখানে-ওখানে
এখানে সূর্য / ওখানে বোম
এখানে শান্তি/ওখানে আছে
এখানে কি ভবিষ্যৎ? / ওখানে বিভীষিকা!
আমরা কোথায় যাচ্ছি?

(Bengali von Shoumie Mukherjee, Mumbai)

Kategorien
Ein Gedicht geht um die Welt

ਇੱਥੇ ਅਤੇ ਉਥੇ

ਇੱਥੇ ਅਤੇ ਉਥੇ
ਇੱਥੇ ਸੂਰਜ / ਉੱਥੇ ਬੰਬ
ਇੱਥੇ ਸ਼ਾਂਤੀ / ਉਥੇ ਹੰਝੂ
ਇਹ ਭਵਿੱਖ ਹੈ? / ਉਥੇ ਡਰ!
ਅਸੀਂ ਕਿੱਥੇ ਜਾ ਰਹੇ ਹਾਂ?

(Punjabi von Simran Juneja, Bhopal, Indien)

Kategorien
Ein Gedicht geht um die Welt

येथे आणि तेथे

येथे आणि तेथे
इकडे सूर्य/तिथे बॉम्ब
इथे शांतता / तिथे अश्रू
येथे भविष्य आहे? / तेथे भयपट!
आपण कुठे जात आहोत?

(Marathi von Kushal, Mumbai, Indien)